Comebacks nach Verletzungen verlaufen oft problemlos. Komplizierter ist die Sache nach Krankheiten. Besonders nach Krankheiten, die nicht aufgrund eindeutiger Symptome, sondern wegen eines Leistungsabfalls entdeckt wurden.
Obwohl die Sportler wieder vollständig genesen sind, bleiben Spitzenresultate oftmals aus. Gerade vor kurzem war ich mit solch einem Fall betraut. Lange hab ich versucht, mich in den Athleten hineinzuversetzen. Habe überlegt, was ihn unterstützen könnte. Dann bin ich zufällig über einen 2000 Jahre alten Brief gestolpert. In diesem schreibt der römische Philosoph Seneca an seinen Freund Serenus: „…Bei ihnen, mein Serenus, steht es nicht etwa so, dass der Körper nicht völlig gesund wäre, nein! er hat sich nur noch nicht hinreichend an die Gesundheit gewöhnt… (du) musst, was allerdings erst zuletzt kommt, dir selbst vertrauen und glauben, dass du auf dem rechten Wege seist“
Mir haben diese Zeilen ungemein geholfen, meinen Klienten zu verstehen. Ihm anscheinend auch….
Hier der vollständige Textausschnitt. (Aus "Von der Seelenruhe" Lucius Annaeus Seneca)
(Seneca): Glaube mir, mein Serenus, lange schon suche ich selbst im stillen mir die Frage zu beantworten, womit ich einen Gemütszustand wie den deinigen etwa vergleichen könnte, und ich finde kein passenderes Seitenstück dazu, als den Zustand derer, die nach überstandener langer und schwerer Krankheit ab und zu von kleinen Störungen und leichten Anfällen heimgesucht werden und, selbst wenn sie auch die Rückstände der eigentlichen Krankheit bereits überwunden haben, sich doch noch von Argwohn beunruhigt fühlen und, schon genesen, sich doch noch von den Ärzten den Puls fühlen lassen und in jeder Steigerung ihrer Körperwärme Anlass zu allerhand Quengeleien finden. Bei ihnen, mein Serenus, steht es nicht etwa so, dass der Körper nicht völlig gesund wäre, nein! er hat sich nur noch nicht hinreichend an die Gesundheit gewöhnt: so zeigt auch das ruhige Meer noch eine gewisse zitternde Bewegung, wenn der Sturm sich gelegt hat. Es bedarf also bei dir nicht jener kräftigeren Mittel, über die wir bereits hinaus sind; du brauchst nicht dir selbst schroff entgegenzutreten, brauchst nicht in Zorn gegen dich auszubrechen, brauchst nicht die derbsten, die strengsten Seiten hervorzukehren, sondern musst, was allerdings erst zuletzt kommt, dir selbst vertrauen und glauben, dass du auf dem rechten Wege seist, unbeirrt durch die nach allen möglichen Seiten hinweisenden Spuren zahlreicher anderer, darunter auch solcher, die überhaupt wie blind umhertappen. Das, wonach du sehnlichstes Verlangen trägst, ist aber etwas Großes, Erhabenes, nahezu Göttliches, nämlich Unerschütterlichkeit. Diese Bestandesfestigkeit der Seele nennen die Griechen Euthymia (Wohlgemutheit), über die es eine vortreffliche Schrift des Demokrit gibt. Ich nenne sie Gemütsruhe, denn es ist nicht nötig, die Worte formgetreu nachzuahmen und zu übertragen; die Sache selbst, um die es sich handelt, muss mit einem passenden Ausdruck bezeichnet werden, der die griechische Benennung der Bedeutung nach wiedergibt, nicht der äußeren Form nach."
– Seneca: Von der Seelenruhe | Vom glücklichen Leben | Von der Muße | Von der Kürze des Lebens (Kommentiert) von Lucius Annaeus Seneca
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