Coaching #11: Musik als Mental Hack
Musik bindet die Aufmerksamkeit. Kann Emotionen auslösen, sie aber auch auflösen. Hebt die Stimmung. Weckt Erinnerungen… Kurz: ist ein "Mental Hack".
Sportpsychologische Grundlagen
Die Auswirkung von Musik auf sportliche Leistung wird seit Mitte der 1990er Jahre wissenschaftlich untersucht (Karageorghis & Priest, 2011). Nach heutigen Erkenntnissen bietet Musik als „psychologische Manipulation“ (Mccormick et al., 2015) eine Reihe von für die sportliche Leistung günstigen Wirkfaktoren.
Karageorghis und Priest (2011) machen den Wirkungsgrad von Musik als psychologische Intervention an verschiedenen Merkmalen wie z.B. der Kongruenz der Musik mit der Aufgabe dem Zweck der Musikanwendung (d.h. Sedierung oder Stimulation) sowie der Aufgabe selbst (Intensität, Dauer und Modus (z. B. Radfahren, Gehen) fest.
Es hat sich gezeigt, dass Musik vor der Aufgabe (pre-task) das Arousal- Niveau optimiert, aufgabenrelevante Imaginationen ermöglicht und die Leistung bei einfachen motorischen Übungen verbessert.
Bei sich wiederholenden Ausdaueraktivitäten wurde belegt, dass selbstgewählte, motivierende und stimulierende Musik Affekte verstärkt, die Bewertung der wahrgenommenen Anstrengung verringert, die Energieeffizienz verbessert und zu einer höheren Arbeitsleistung führt.
Konkret senkt Musik bei niedriger bis mittlerer Intensität die Anstrengungswahrnehmung um 10 %. Bei sportlichen Belastungen oberhalb der anaeroben Schwelle bleibt diese Wirkung allerdings weitgehend aus. Die besten Effekte konnten beobachtet werden, wenn Musik zur Begleitung von Belastungen mit freier Tempowahl (self-paced exercise) verwendet wurde (Karageorghis & Priest, 2011).
Risiken und bewusster Einsatz
Die Vorteile von Musik müssen allerdings gegen potenzielle Nachteile und vor allem Risiken abgewogen werden, z.B. Ablenkung von Technik oder stimulierungsbezogenen Hinweisen (z.B. Körperempfindungen) oder das Nichthören sicherheitsrelevanter Geräusche.
Als Coach versuche ich meine Klienten von einem sehr bewussten Einsatz von Musik zu überzeugen.
In Teamsportarten, aber auch in Büros rate ich dazu, das Thema demokratisch anzugehen. Bezüglich der Musikwahl den größten gemeinsamen Nenner zu finden und auch über Lautstärke und Pausen abzustimmen. Eine Aufgabe, um die sich aus meiner Sicht eine Führungsperson kümmern sollte, weil sonst die Arrivierten immer ihren Kopf durchsetzen. Und darunter kann die Leistung der Gruppe leiden.
Praxisbeispiele aus der Coaching-Erfahrung
Im Red Bull - BORA - hansgrohe Teambus gabs lang eine gemeinsam mit allen Teammitgliedern erstellte Playlist. Im vergangenen Jahr habe ich bemerkt, dass Bob Jungels die Rolle des DJ übernommen hat. Und am Turntable fast genauso geschickt agiert hat wie als Roadcaptain…
Bei Klienten die Probleme mit dem Anspannungsniveau haben, ist regelmäßig die erste Hausübung sowohl eine aktivierende, als auch eine beruhigende Playlist zu erstellen. Und einen Soundtrack zum größten Karriereerfolge zu gestalten.
Wichtig ist mir auch, dass von mir betreute Ausdauerathleten immer wieder „Musik Entzug“ machen. Und sowohl bei langen als auch bei intensiven Einheiten lernen die Stille zu ertragen und ihre Gedanken ohne Hilfe von Musik zu regulieren…. ob die eine oder der andere in diesen Phasen der Stille mit einem Ohrwurm schummelt, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis
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